Lebensversicherungen beitragsfrei stellen – Gleicht man so Verluste aus?

Lebensversicherungen beitragsfrei stellen, soll Versicherungsnehmer vor Verlusten bewahren. Es wäre die bessere Alternative zur Kündigung. Stimmt das oder wird hier für die Versicherer versucht, zu retten, was noch zu retten ist?

Lebensversicherungen galten als das Altersvorsorgeprodukt Nummer eins in Deutschland. Insgesamt 82,8 Mio. Verträge gibt nach Angabe des statistischen Bundesamtes derzeit. Demnach hätte jeder Berufstätige mehr als einen Vertrag. Wie viele dieser Verträge erreichen ihr Laufzeitende?

Der Bund der Versicherten gab für 2019 eine Stornoquote von 2,68 Prozent an, Tendenz steigend. Auf den ersten Blick erscheinen 2,68 Prozent sehr gering. Allerdings summiert sich das mit der Zeit. Wenn man diese Quote hochrechnet, würden von 1.000 heute abgeschlossener Verträgen nach zehn Jahren nur noch etwa drei Viertel weiterlaufen. Nach 25 Jahren läge der Bestand noch bei der Hälfte. Nach 40 Jahren überlebt sogar nur noch rund ein Drittel der ursprünglichen Verträge.

Der Frustfaktor bei Lebensversicherungen ist recht hoch. Wenn man mal Nettopolicen mit einer schmalen Kostenstruktur und einem sachwertbezogenen Anlagestock ausklammert, sind die meisten Verträge nicht rentabel. Jedes Jahr kommen die Jahresmitteilungen über den Vertragswert und dieser liegt viele Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte unter der Summe der Einzahlungen.

Viele Menschen gehen mit dem Wunsch schwanger, sich von den Verträgen zu trennen. Doch sie scheuen diesen Schritt, weil sie Angst vor Verlusten haben. Lebensversicherungen beitragsfrei stellen wäre die einzige Option für sie. Aber werden da Verluste tatsächlich vermieden?

Verlust muss klar definiert werden. Ein Verlust entsteht nicht nur, wenn man etwas bezahlt hat und sich dann davon trennt. Verluste entstehen auch, wenn man Geld für weniger Erträge investiert, als man alternativ bekommen könnte. Und Verluste entstehen, wenn Geld in Geldwerten steckt und durch Inflation Kaufkraft einbüßt.

Beim Vermögensaufbau geht es nicht um Geld. Es geht darum, Kaufkraft für die Zukunft zu haben. Deshalb ist es irreführend, alles in Nominalbeträgen zu durchdenken. 1.000 Euro von vor 20 Jahren oder 2.000 DM von vor 30 Jahren hatten eine andere Kaufkraft als 1.000 Euro von heute.

Natürlich kann man seine Lebensversicherungen beitragsfrei stellen und hoffen, so Verlusten zu entgehen. Doch am Ende des Tages steckt das Geld weiter in einem unrentablen Geldwert, verliert Kaufkraft, wird durch Risiko- und Verwaltungskosten geschmälert und der Ertragsanteil muss am Ende sogar versteuert werden.

Die niedrigen Zinsen fangen die Kaufkraftentwertung nicht auf. Soll man tatsächlich seine Lebensversicherungen beitragsfrei stellen? Werden die Verluste dadurch nicht sogar größer?

Wenn man sich geistig von den Verträgen bereits getrennt hat und darüber nachdenkt, ob man seine Lebensversicherungen beitragsfrei stellen möchte, sollte man sich dann nicht konsequent von ihnen trennen?

Es gibt noch eine Möglichkeit. Alternativ zur Kündigung oder Beitragsfreistellung kann man diese auch verkaufen oder auch von einem Anwalt auf Rückabwicklung überprüfen lassen. Oft kann man da einiges Geld retten.

Lebensversicherungen beitragsfrei stellen, ist also nicht die Frage. Denn Stilllegen ist die denkbar schlechteste Option. Vielleicht lohnt sich ein Verkauf mit der Aussicht auf einen stattlichen Mehrerlös. Du kannst das gern hier prüfen lassen:

Bildrechte: Bernd Liebl, Magdeburg

Quelle: solide-werte.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert